Erst halb zehn und schon 28 Grad im Schatten! Kein Wunder, dass sich die jungen Frauen in den Schatten der Bäume zurückgezogen haben, denn das hier wird dauern: Spenden zu erhalten, das ist bei „Marias Herz“, der gemeinnützigen Initiative in einen Hochhaus-Wohnblock von Kyjiw, eine ziemlich durchorganisierte Angelegenheit: Nur Familien mit mindestens zwei Kindern können profitieren, eines muss unter drei Jahren alt sein, gefragt ist ein Ausweis, sind Geburtsurkunden als Nachweis und – Geduld. Schlangestehen für ein Paket Kinderwindeln, für Feuchttücher und Duschgel, Zahnpasta und Seife, für Babynahrung, Fruchtmus und Tee oder was „Hand in Hand“ sonst noch mit dem Kleintransporter zu ihnen gebracht hat. Keiner drängelt, keiner sucht die bessere Ausgangsposition, denn was soll’s: Zwei, zweieinhalb Stunden dauert das hier sowieso. Die ehrenamtlichen Helferinnen kontrollieren die Papiere, packen drinnen die Familien-Sets zusammen und haken am Laptop ab, wer schon bedacht wurde. Auch im Krieg soll schließlich alles seine Ordnung haben. Die Kinder spielen vor der Tür, und die Erwachsenen erzählen:
So wie Julya (31), die nach dem russischen Einmarsch nicht lange gefackelt hat und aus ihrem kleinen Dorf in der Region Sumy, gerade mal sieben Kilometer von der russischen Grenze entfernt, floh. Bloß weg von den täglichen Angriffen, weg in die Hauptstadt, wo ihr zweites Kind geboren wurde und der Mann eine Arbeit als Marktverkäufer fand. Wo sie es sich abgewöhnt hat, über die Zukunft nachzudenken, „bringt nichts“, sagt sie achselzuckend. Ihre Eltern sind in der Heimat geblieben, was Julya nicht recht verstehen kann: „Ich habe schon oft gesagt, sie sollen nachkommen, aber sie wollen einfach nicht.“
Der Ehemann von Iryna (41) dient als Offizier in der ukrainischen Armee, eine technische Einheit, mehr mag sie nicht preisgeben. Auch ob er in Frontnähe stationiert ist, lässt sie offen, man weiß ja nie. Sie selbst hat auch eine Zeitlang in der Armee gedient, kümmert sich jetzt um die beiden Kinder, zwei und sieben Jahre alt, und das ist hart genug. Denn für den Junior geht die Schule los, eine ziemlich teure Angelegenheit, egal, ob es um einen Tornister geht oder um ein Sportdress.
Auch in der Familie von Tatjana (37) -nicht auf dem Foto - reißt der Schulanfang ein großes Loch in die Haushaltskasse, da wird es knapp mit dem nicht sonderlich üppigen Gehalt ihres Mannes, der Gehaltstransporte begleitet. Sie würde gerne was dazuverdienen, aber sie muss sich gedulden: Das jüngste der drei Kinder ist erst ein Jahr alt, und die ganz Kleinen nimmt der Kindergarten nicht auf. Lebensmittel, Hygiene-Artikel Kleidung – das ist immer wieder der Kosten-Kosmos, in dem sich das Leben abspielt. Und der Krieg natürlich, der immerhin so nahe kommt, dass des öfteren der Strom ausfällt. Kein Vergnügen, wenn man im zwölften Stock eines der Hochhäuser wohnt.
Viktoria (37) hat daheim vier Kinder zu versorgen, drei Jungs, der älteste ist elf, und ein kleines Mädchen. Ihr Mann arbeitet als Promoter im Supermarkt, das bringt 25.000 bis 30.000 Hrywnja im Monat, umgerechnet rund 550 bis 650 Euro, wobei nahezu die Hälfte allein für die Miete draufgeht. „Die Situation ist schlechter geworden“, sagt Viktoria, ohne jeden klagenden Unterton. Da sei sie schon froh über ein paar Lebensmittel oder Hygiene-Artikel, die sie nicht noch bezahlen muss. Die Kinder sollen nicht mehr als nötig leiden. Die Kleinen bekommen vom Krieg zwar nicht so viel mit, aber die Älteren „sind schon sehr ängstlich“, erzählt sie. Rennen weg, wenn mal wieder Luftalarm ausgelöst ist. Schwierig für die Psyche, seufzt sie.
Michail (39) ist einer der wenigen Männer bei der Spendenausgabe und von Beruf orthodoxer Priester. Oder sagen wir besser: Er war es. Vor zwei Jahren musste er aus Sjewjerodonezk fliehen, eine Großstadt, etwa zehn Autostunden weiter östlich in der Oblast Luhansk. Jetzt ist er ein arbeitsloser Gottesmann mit einem großen golden schimmernden Kreuz auf der schwarzen Soutane und wenig Aussicht auf einen neuen Job in der ukrainischen Hauptstadt. Dabei warten zuhause sechs Kinder, seine Frau ist zudem wieder schwanger. Wie er sich durchschlägt? Er braucht nicht viel, deutet er an, und er hat Freunde, die helfen.
Und dann ist da noch Julya (41), die aus Mariupol stammt. An ihrer Seite Sohn Deniz (19), in ihrem Arm die zehn Monate alte Eva. Ihr altes Leben zuhause liegt in Trümmern, was aus ihrem neuen Leben in Kyjiw wird, ist noch nicht ganz raus: Ihr Mann war zwei Jahre an der Front, Bachmut, Tschassiw Jar, Donezk, ein Einsatz, der Spuren hinterlassen hat: Er hört und sieht schlecht, kann nicht mehr schlafen, hat ständig Kopfschmerzen. Auch Julya hat in der Armee gedient, war in der Finanzabteilung tätig und muss nun kürzertreten. Sie freut sich über ein paar Windeln und Babynahrung, das ist so teuer im Supermarkt. Als Sohn Deniz erfährt, woher die Helfer kommen, wird er hellhörig: Er würde gerne Design studieren, fragt nach einem möglichen Praktikum, hätte so gerne einen Laptop. Es sind Träume von einem Leben ohne Krieg, und nicht nur seine kleine Welt könnte ein Update gut gebrauchen.
Endlich wieder vor Ort. Gestern sind wir in Kyjiv angekommen, heute Morgen haben wir unseren Transporter leergemacht , Maria (ganz rechts) und ihre Helfer haben die Lieferung, vor allem Windeln, Feuchttücher, Mengen an Babynahrung und Hygieneartikel, sortiert. Nur zur Erinnerung: Kinder haben das alles möglich gemacht: die Schülerinnen und Schüler der Gerhart-Hauptmann/-Schule in Velbert haben einen Spendenlauf unternommen und fette 3500 Euro ersprintet. Respekt. Unser Verein hat noch 3000 Euro draufgeht. Um heute in Kyjiv einzukaufen. Morgen beginnt die Verteilung an die Familien.. Dann melden wir uns wieder.
Heute Morgen halb zehn in Kyjiv: Schon zwei Dutzend Frauen warten mit ihren Kindern auf die Ausgabe der Hilfsgüter. Gut drei Stunden später haben 122 Familien eine Tasche mitnehmen können, gefüllt mit Windeln, Babynahrung , Waschpulver und anderen Dingen, die sich die Familien nicht leisten können. Die Dankbarkeit ist groß, sie geht zu Herzen. Und wir sollen allen danken, die bei der Aktion mitgeholfen haben.
Im der Mitte steht Maria Громадська організація "Серце Марії", die Chefin unserer Partnerorganisation. Rechts Viktoria, die für sich und ihre vier Kinder Unterstützung erhalten hat. Links, das ist Wolfgang, einer unser beiden Fahrer. Er ist Journalist von Beruf und hat mit Viktoria und mehreren anderen Interviews geführt. Das Ergebnis gibt‘s hier in einigen Tagen zu sehen. Zunächst steht die Rückfahrt an. 2000 Kilometer.
Tag 1 / 31.03.2024
Tagesziel erreicht. In Jaroslaw an der polnisch-ukrainischen Grenze angekommen. Die Bahn war frei, keine LKW, keine Staus. Der Feiertag war gut zum Fahren. Bisher alles nach Plan. Morgen geht es dann über die Grenze, durch Lviv und bis nach Kyiv.
Tag 2 / 01.04.2024
Wir haben unser heutiges Ziel erreicht: Kyiv. Die Stadt ist bunt, voller Menschen und Autos, fast wie auch die letzten Male als ich hier war. Das war vor dem Krieg. Jetzt mit Luftalarm-Warnapp ausgerüstet und im Hotelzimmer im 10. Stock fühlt es sich doch etwas anders an. Doch der Ausblick entschädigt. Seht selbst. Morgen treffen wir Maria, werden unsere Wagenladung nach Kramstorsk an die Mädels und Jungs von Universal Aid Ukraine schicken und dann weiter nach Nowa Buda, um dort lebensnotwendige Dinge an die Dorfbewohner zu verteilen. Ein tagfüllendes Programm. Wir halten euch auf dem Laufenden!
Tag 3/ 02.04.2024
Was ein ereignisreicher Tag. Und wo soll man da anfangen zu berichten? Okay, ich versuch’s.
Um kurz nach 9 Uhr morgens haben wir Maria getroffen. Eine herzliche Begrüßung. Mit ihr ging es dann direkt zur Post unsere Ladung aufgeben. Dort haben wir auch Marina kennengelernt, die uns tatkräftig unterstützte. Alles geht wie geplant nach Kramatorsk. Wagen leer, ab zur Metro insgesamt an die 1200kg Lebensmittel für die Bewohner des Dorfes Nowa Buda einsammeln, 60km von Kyiv entfernt. Alle Menschen die versorgt wurden haben ihre Häuser verloren durch den Krieg, 45 an der Zahl. Die Bewohner waren dankbar, teilweise fließen Tränen, gibt es Umarmungen. Durch die Unterstützung mit Lebensmitteln können sich die Bewohner verstärkt auf den Wiederaufbau ihrer Häuser fokussieren.
Die Straße von Kyiv nach Nowa Buda wird die „Road to Hell“ genannt. Diese nutzen die Russen auf ihrem Vormarsch auf Kyiv und hinterließen Verwüstungen, die z.B. in der Ortschaft Borodyanka noch immer sichtbar sind: zerstörte Straßen, Krater, Einschusslöcher, Schrapnellsplitter, zerstörte Häuser… ein trauriger Anblick, der uns betroffen macht. Auf zerstörten Häuserwänden Kunstwerke. Wir entdecken auch einen Banksy…
Auf der „Road to Hell“ passieren wir etliche Kontrollpunkte. Immer wieder werden Wagen angehalten und kontrolliert. Wir nicht. Auch Butscha passieren wir. Die Stadt ist nicht mehr wiederzuerkennen: neue Bauten, ein hochmodernes Einkaufszentrum und Wohngebäude. Durch die mediale Aufmerksamkeit nach den Gräultaten dort wurde viel in die Stadt investiert, wie uns Maria erklärte. Andere Orte, wie Nowa Buda oder Borodyanka scheinen vergessen…
In Kyiv ist es soweit ruhig. Bisher kein Luftalarm. Laut Maria so ruhig wie länger nicht. Wir hoffen, dass es so bleibt.
Tag 4/03.04.2024
Aufgestanden um 6 Uhr, Frühstück um 7:30 Uhr, kurz noch etwas aus der Metro geholt und dann ab zu den ca. 150 Frauen und ihren Kindern, die uns schon sehnsüchtig erwarteten. Die große von uns finanzierte Lieferung wurde direkt angeliefert und die Freiwilligen hatten sie noch gestern Abend vorsortiert.
Wir waren beeindruckt von der Organisation der Spendenverteilung. Nur vorher angemeldete Frauen, die gewisse Dokumente zur Prüfung ihrer Bedürftigkeit ausgefüllt hatten, durften Spenden entgegennehmen. Im Nachgang wurden sie samt ihrer erhaltenen Dinge fotografiert: Windeln, Baby-/Kindernahrung, Hygieneprodukte, Lebensmittel. Alles sehr gut durchorganisiert.
Die Damen waren äußerst dankbar, überreichten uns sehr kunstvolle Geschenke und waren darauf bedacht uns persönlich einen Dank auszusprechen. Wir waren oft gerührt, oft den Tränen nah… Es ist nicht in Worte zu fassen…
Es folgen drei Berichte über Menschen, die wir näher kennenlernen durften…
Das ist Irina. Sie ist 30 Jahre alt und eine der Frauen, die am 03.04. gekommen sind, um sich eine Tasche mit Kindernahrung und Hygienebedarf abzuholen. Der kleine Mann ist ihr Sohn und heißt Swiatoslaw. Er ist 2 Jahre und 6 Monate alt. Sowohl Irina als auch Swiatoslaw sind in Kyiv geboren. Die Ärzte sagten Irina, dass sie nicht schwanger werden könne. Doch die Rechnung wurde ohne Swiatoslaw gemacht. Er sei ihr kleiner Schatz, sagt Irina, ein Schatz, für den sie alles tun würde. Sie wünscht sich für ihn ein glückliches Leben ohne Krieg, mehr nicht. Das ist alles; und scheint doch in weiter Ferne…
Ihr Leben sei hart und wäre ohne die Hilfe ihrer Eltern eine Katastrophe. Ihr Mann arbeitet von morgens bis abends, wird aber nicht immer für seine geleistete Arbeit bezahlt. Um die 200€ im Monat verdient er. Mit dem Kindergeld in Höhe von ca. 20€ im Monat macht das dann 220€, wobei Lebensmittel in der Ukraine nicht sehr viel günstiger sind als bei uns in Deutschland. 220€. Und dazu noch der ständige Raketenterror.
Doch Irina lacht. Sie ist und bleibt optimistisch: „Das lasse ich mir nicht nehmen. Was bleibt mir denn sonst?“
Das ist Ina, 32 Jahre alt mit Yuri, 7 Jahre alt und Carina, 1 Jahr und 7 Monate alt. Ina lebt zusammen mit ihrem 35-jährigen Mann und den Kindern in Kyiv. Sie kommt ursprünglich aus einem Dorf im Oblast Winnyzja, ihr Mann aus einem Dorf im Oblast Tschernihiw.
Erst vor kurzem hat ihr Mann einen Job als Metzger angenommen. Dort arbeitet er sogar mit seiner Schwiegermutter zusammen. Sein Schwiegervater ist alleine in dem Dorf im Oblast Winnyzja geblieben. Für ukrainische Männer ist es derzeit sehr schwierig einen offiziellen Job zu finden, da es bei Eignung sein kann, dass sie ohne große Umwege eingezogen werden. Ein inoffizieller Job birgt auch immer die Gefahr, nicht bezahlt zu werden…
Mit dem Kindergeld vom ukrainischen Staat und dem Einkommen ihres Mannes hat die Familie ca. 475€ zur Verfügung, von denen alleine ca. 330€ für die monatliche Miete zu zahlen sind. Für Essen, Hygieneprodukte, Mobilität und Kleidung bleiben also ca. 145€. Nicht viel für eine 4-köpfige Familie, oder? Ina und ihr Mann würden lieber in einem Dorf außerhalb wohnen; das wäre günstiger. Dort gibt es aber keine Jobs.
Was sich Ina wünscht? Nichts sehnlicher als das Ende der russischen Aggression und eine wirtschaftlich starke Ukraine. Sie dankt uns von Herzen für unsere Hilfe. Das entlastet sie etwas und gibt ihr das Gefühl, nicht vergessen zu sein…
Auf unserem Rückweg (06.04.24):
An einer Tankstelle kurz vor Viitivtsi haben wir Vitja kennengelernt. Er war damals zwei Jahre als Soldat in der DDR stationiert. Er hat sich sehr darüber gefreut, zwei Deutsche zu treffen und präsentierte uns sogleich alle deutschen Wörter, an die er sich noch erinnern konnte. An der Kasse sorgte er dann dafür, dass wir vergünstigten, da subventionierten Diesel für Berufsfahrer tanken durften. Guter Mann. Er dankte uns mehrfach für unsere Hilfe für die Ukraine und wünschte uns alles Gute.
Tag 1 / 15.02.2024
Läuft wie geschmiert. Bei unserem Wagen, im Verein. Wir sind heute bis zur ukrainischen Grenze gefahren, morgen geht es rüber, spätestens Samstag Mittag sind wir in Kiew. Wir, das sind Uli und Matthias, werden euch, wenn ihr wollt, hier über die Reise informieren.
Tag 2 / 16.02.2024
Sind nach langer Fahrt durch teilweise sehr schöne Landschaften (Foto) gerade in Kiev angekommen. Morgen früh treffen wir uns mit Maria von der Partnerorganisation. Dann kann die Arbeit beginnen. Gut so.
Tag 3/ 17.02.2024
Großeinkauf in der Metro. Nudeln, Reis, Öl, Windeln und tausend andere Sachen für Nova Buda. Jetzt bringen wir alles dorthin.
Das ist Anna. Sie ist 41 und hat das Nesthäkchen Solomiya auf dem Arm. Die Kleine ist gerade ein Jahr alt. Für sie bekommt Anna vom Staat im Monat umgerechnet 20 Euro. Für die beiden Großen , 13 und 9 Jahre alt, gibt es nichts. “Ich habe keine Arbeit. Mein Mann auch nicht. Außerdem versorgen wir seine schwerbehinderte Mutter.” Anna hat wie viele der Mütter für den Besuch aus Deutschland ein Dankeschön mitgebracht: ein von den Kindern selbstgemaltes Bild, was Gebasteltes, Plätzchen.” Einige Frauen nehmen uns in den Arm und drücken uns.
Das ist Sergej. Er ist 65 Jahre alt und blind.
Er lebt mit seiner Frau in Nova Buda, eben diesem Dorf, das wir unterstützen wollen. Wir haben ihm die Lebensmittel vorbeigebracht und auf den Gartentisch gestellt. Seine Frau komme später und werde alles in die Küche räumen. Auch in ihrem Namen sagt er den Spendern “Danke”.
Das sind Galina und Wolodymyr. Beide sind über 80 Jahr alt, beide sind krank. Ich habe sie bereits im Oktober besucht. Sie leben immer noch in diesem Container. Seit die Rakete ihr Haus vor zwei Jahren zerstörte. Familie und Freunde helfen, ein neues Haus aufzubauen. Der Rohbau steht, aber es geht kaum voran. Das Geld fehlt. So ein kleines Haus kostet 25.000 Euro. Ein Vermögen, wenn man von 60 Euro Rente lebt. Unsere Lebensmittel werden ihr Leben für zwei, drei Wochen etwas schöner und vor allem leichter machen. Hat sich die Fahrt doch schon gelohnt.
Das sind mehrere Familien von Nova Buda, die ihr Haus durch Artilleriebeschuss oder Raketen verloren haben und einige der Helfer. Wir haben gestern folgendes abgeladen und auch gleich verteilt: 200 Kilo Makkaroni, 66 Kilo Reis, 220 Kilo Zucker, 220 Kilo Weizen, 110 Liter Speiseöl, 50 Pakete Windeln, 22 Kilogramm Plätzchen und noch dies und das. Schön.
Das ist Olga. Sie hat zwei Kinder und keine Arbeit. Jetzt hat sie wie 125 weitere Frauen bei unserer Partnerorganisation “Das Herz der Maria” eine Notration abgeholt, die ausschließlich mit unseren Spenden finanziert wird. Jede Mutter erhält drei Pakete Kindernahrung, ein großes Paket Windeln, Feuchttücher, Babyshampoo und drei Päckchen Porridge pro Kind. Olga ist sehr dankbar. “Die Preise auch für Lebensmittel sind unglaublich gestiegen. Ich bin über diese Hilfe aus Deutschland einfach nur glücklich.”
Das ist Oksana mit Teona auf dem Arm. Oksana ist 28 Jahr alt, Teona zwei Monate. Wir hatten und im Oktober schon hier getroffen, als Oksana schwanger war. Leider ist sie immer noch arbeitslos,vor dem Krieg hat sie an der Uni als Kunstlehrerin gearbeitet. “Wir haben kaum Geld, nur die 20 Euro für das Baby, Deshalb ist es wirklich toll, dass ihr diese Aktion hier finanziert“. Was wünscht sie sich für die Zukunft? „Ich renne mit Teona auf dem Arm bei jeder Raketenwarnung ins Badezimmer, das ist in den meisten Wohnungen der sicherste Ort. Da hocken wir beide dann, bis der Alarm vorüber ist. Ich wünsche mir also von Herzen, dass Teona schon bald ein Leben ohne Raketen leben darf.“
Zum ersten Mal sind wir nicht in den Süden, sondern ins Zentrum der Ukraine gefahren. Nach Kiew. Oder Kyiv, wie die Hauptstadt ukrainisch heißt. Wir, also die Vereinsmitglieder Andreas Johannsen und Matthias Maruhn, hatten den Transit bis unter das Dach bepackt. Knapp 1,5 Tonnen Hilfsmittel, vor allem Babynahrung und Windeln für die Kinder, dazu auch größere Mengen an Hygiene-Artikeln vor allem für die jungen Mütter. Dazu noch ein paar Kisten mit Klamotten von privaten Spendern und ein paar Musikinstrumente für einen befreundeten Hilfsverein aus Essen, der mit Musiktherapie versucht, das Leben der geflüchteten Kinder und Mütter zu erleichtern, indem sie das Erlebte vielleicht mit Musik verarbeiten können. In Kiew selbst haben wir dann für mehr als 3000 Euro weitere Hilfsmittel für unsere neue Partnerorganisation „Marias Hearts“, also Marias Herzen eingekauft. Der Verein von Maria Maksimkova unterstützt in Kiew 350 Frauen in Not, überwiegend junge Mütter, außerdem hilft er in dem Dorf Nova Buda , nordwestlich von Kiew gelegen, dort sind fast 50 Häuser bei einem Gefecht zwischen russischen Invasoren und ukrainischen Truppen im März vor einem Jahr zerstört worden. Die Bewohner, meist nicht gerade wohlhabend, sind seit Monaten mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Da ist jede Unterstützung willkommen.
Ein paar Fotos zur Verdeutlichung.
Auf der Fahrt nach Nova Buda kommen wir auch durch Butcha und Borodjanka (Foto), zwei Orte, in denen die russischen Truppen nach bisherigen Erkenntnissen schwere Kriegsverbrechen begangen haben. Viele Menschen sind ums Leben gekommen, sie wurden gezielt auf der Straße erschossen oder wie hier in dem eingefallenen Gebäude von den Trümmern erschlagen. In diesem Fall war eine Fliegerbombe verantwortlich. Die Zerstörungen in den beiden Orten sind massiv. Der Wiederaufbau wird auch noch Jahre dauern, wenn die Waffen mal schweigen sollten.
Valentina (67) aus Nova Buda gibt Maria einen Kürbis mit auf die Rückfahrt. Als Gegenleistung für das Hilfspaket, das ihre Familie erhalten hat. Alle Bewohner geben etwas von dem, was sie noch haben: Nämlich selbst angebautes Gemüse und Obst, im Augenblick vor allem Kürbisse, Trauben, aber auch eingelegte Gurken. Maria und ihre Helfer bringen es nach Kiew und dort zu den Krankenhäusern, in denen die schwerverletzten Soldaten versorgt werden.
Auf so einer Fahrt kommt einiges zusammen:
Irina zeigt uns in ihrem Garten eine Geschosshülse, die dort seit März 2022 liegt. Ihr Haus wurde bei den Gefechten komplett zerstört. Über fünf Wochen lag Nova Buda zwischen den Fronten, komplett abgeschnitten von der Außenwelt. Zeit der Angst. Irina hat drei Söhne, sie blieben unverletzt. Aber ihr Mann nicht. Ein Schrapnell hat seinen Rücken getroffen damals, er lag lange auf Leben und Tod, acht Operationen haben ihn gerettet. Jetzt fährt er mit dem Wagen vor, steigt aus. Wie geht’s? Er lächelt matt, zeigt uns auf dem Handy ein aktuelles Foto seines Rückens. Gottgütiger. Er steigt wieder ins Auto, viel zu tun. Aber er hat immer Schmerzen, immer, sagt Irina, ohne Tabletten geht da nichts.
Irina führt uns im Dorf herum und zu Ludmilla. 42 ist sie und eine Heldin. Als das Dorf unter Feuer lag, hat sie im Wald diesen Naturbunker gebaut. Mit anderen Frauen zusammen, auch Irina hat geholfen. Nur drei Tage haben sie gebraucht. Ludmilla erklärt das so: „Wenn deine Kinder in Lebensgefahr sind, dann entwickelst du ungeheure Kräfte.“ Bis zu 20 Leute fanden in dem Erdloch Platz. Die Decke ist aus Eichenholz, ein Ofen half gegen die Märzkälte, der Kamin hielt dicht. Eine wunderbare Geschichte. Aber ohne Happy End. Ludmillas Mann ist bei den Kämpfen ums Leben gekommen.
Galina und Wolodymyr sitzen auf den Betten in ihrem Container, in dem sie seit den Kampfhandlungen leben. Sie sind beide über 80 und wirklich böse krank. Das Haus ist zerstört, das alte Paar kann da natürlich gar nichts machen, aber die Familie kümmert sich um den Wiederaufbau. Das ist nicht leicht. So ein neues bescheidenes Häuschen mit zwei oder drei Räumen kostet etwa 25 000 Euro. Geht doch? Na ja, ein Rentner in der Ukraine erhält etwa 60 Euro im Monat. Die ärmeren Leute im Dorf können also jede Unterstützung sehr gut gebrauchen.
Maria und Irina (eine Freundin, die sehr gut Englisch spricht und dolmetscht) im Supermarkt. Viele Lebensmittel sind in der Ukraine ohne Probleme zu kaufen. Naja, also ein fettes Problem gibt‘ dann doch. Man braucht Geld, viel Geld. Denn viele Dinge des Lebens sind etwas, aber nicht viel billiger als bei uns.
Zurück in Kiew. Anstehen vor dem Gebäude, in dem „Maria’s Heart“ untergebracht ist. Nachdem wir jetzt geliefert hatten, ging eine Mail raus an die beim Verein eingetragenen Frauen in der Stadt. Es gibt wieder etwas. Und sie sind gekommen, stellen sich an, zeigen uns, den Besuchern aus Deutschland, ihre Dankbarkeit durch mitgebrachte Bilder, Basteleien oder Reiseproviant. Sie sind dankbar, weil sie die Spenden so gut gebrauchen können. Windeln, Seife, Babybrei, und vor allem die Gläschen mit der Babynahrung. Denn, so erklärt uns Maria, mit dem Winter kommt die Kälte, kommen die Stromausfälle. Oder es gibt kein Gas mehr. Oder beides. Dann sind die Gläschen Gold wert.
So, Tour 8, letzter Tag.
Es ist geschafft, gut zweieinhalb Tonnen Hilfe sind inzwischen in der Ukraine angekommen, sie wurden heute morgen im Lager unserer Partner, den Johannitern, in Siret abgeholt. Für gut 6000 Euro haben wir vor Ort Lebensmittel eingekauft, dazu kommen die gut 70 Pakete der Spender hier aus Niederwenigern und Umgebung. Dazu erneut drei Generatoren, drei weiteren hatten Sven und Onkel Manfred ja schon vor drei Wochen mitgenommen.
Job erledigt.
Der Transit und ich, inzwischen recht gute Freunde geworden, sind auch wohlbehalten zurück in Essen. Es gilt, der Karre Dank zu sagen. Gut 16000 Kilometer war sie in den letzten elf Monaten für den Verein im Einsatz. Ohne Murren, ohne Panne. Was auch Vereinsmitglied Veronika freut, denn der Transit ist ihr Wagen, wird dringend für den Theaterbetrieb gebraucht. Dass sie ihn uns immer wieder zur Verfügung stellen konnte, hat vor allem damit zu tun, dass ihre Schwester und der Schwager ihr einen Wagen für die Zeit leihen. Will sagen: Alles gar nicht immer so leicht. Umso besser, wenn es wieder mal geklappt hat.
Achte Tour. Ende.
8 Tour / Tag 4
Einkaufen in Radauti, Inzwischen ist mir die Stadt mit dem merkwürdigen Namen schon recht vertraut. Im Restsurant „National“ begrüßt mich der Kellner mit Handschlag, die Aphotekerinnen lächeln, als sie mich beim Betreten des Ladens sehen, im Kaufland nicken einige der Frauen an der Kasse und dann kommt auch Petru auf mich zu, der Wachmann hier, der mir schon im Dezember so nett geholfen hat. Wir haben für über 5000 Euro Lebensmittel bestellt und gekauft, das meiste ist heute schon da und will erstmal verladen sein. Petru schiebt mit mir die Wagen raus und lädt mit ein. Wir sind ein wirklich gut eingespieltes Team, das fluppt richtig, wir verstehen uns, obwohl ich kein Wort Rumänisch spreche und Petru nur drei Worte Deutsch: „Guten Tag“ und „Heidelberg“. Dort hat er mal gearbeitet.
Wir sind schnell durch. Morgen noch die zweite Fuhre. Wenn alles klappt. Am Donnerstag will ich auf jeden Fall die Rückfahrt starten.
8. Tour / Tag 3
Von Morsei nach Siret an der ukrainischen Grenze. Nur 200 km, aber eine Strecke für Serpentinen-Freaks. Pass um Pass, aber bei diesem Frühlinswetter ein Festival für die Augen, weit geht der Blick. Begegnungen. Mit dem Milchmann auf der Kutsche und dem Eiermaler in der Kurve. Schließlich die erste Tonne Hilfe abgeladen. Morgen beginnt das Große Shoppen. Lebensmittel für 5000 Euro stehen auf dem Einkaufszettel.
8. Tour / Tag 2
660 km von Györ nach Moisei, hoch im Norden Rumäniensund in den Bergen,Mosesdorf auf deutsch. Viel Sonne, wenig Verkehr heute, nur nicht an der Grenze nach Rumänien, zwei Stunden gestanden. Hab die beiden Kopfstützen nach Rat des ExKollegen Cristian getauscht. Nix. Die schweigen wie die Lämmer.
8. Tour, 1.Tag.
Solo für Oppa wieder mal.
Bisher läuft es, 1080 Km von Essen nach Györ an der Donau.
Einziger Wermutstropfen: Es ist ein klein wenig langweilig, sich über Stunden nur mit den beiden Kopfstützen zu unterhalten. Sie sind auch beide etwas maulfaul. Also singe ich viel mit dem Radio im Chor. Kann man auf Fotos zum Glück nicht hören.
Gerade zurück von der 7. Fahrt, geht es am 11. März, genau ein Jahr nach unserem ersten Besuch der ukrainischen Grenze, fast nahtlos weiter mit Fahrt 8.
Vorranging werden verbliebene Spenden des letzten Spendenaufrufs nach Siret befördert: 15 Kisten mit diversem medizinischen Hilfsmaterial, Hygieneartikel, Lebensmittel und drei weitere große Stromgeneratoren.
18.02. Tag 1
04:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Nicht gerade meine Zeit. Aber was soll‘s. Kurz nen Kaffee gegönnt, noch die letzten Dinge ins Auto gepackt und ab dafür. Der Wagen voll bepackt mit 60 Kisten und an die 800 Kg Spenden. Mit dabei drei Benzingeneratoren, etliche Lebensmittel, Sanitärprodukte, aber auch medizinische Hilfsmittel, wie sterile Spritzen, Tücher und Infusionsbestecke, welche an Krankenhäuser in Chernovtsy und in den Osten der Ukraine gehen.
Jetzt heißt es zuerst nach Herne, Onkel Manni abholen, mein Beifahrer für diese Fahrt. Für uns beide ist es die dritte Fahrt. Bereits auf dem Weg merke ich: solides Auto, zieht gut trotz voller Beladung. An dieser Stelle noch einmal einen herzlicher Dank an die Jungs von Umzüge Bergischland, die uns ihren extralangen T5 ganz selbstlos überlassen haben.
Wir sind guter Dinge. Die Hotels sind gebucht, weitere Einkäufe im Kaufland in der rumänischen Grenzstadt Radauti vorbestellt und unser Zwischenlager der Mission Siret ist informiert. Der Plan für heute: Budapest erreichen.
19.02. Tag 2
Heute morgen haben Onkel Manni und ich etwas getrödelt, was zu einer leichten Verzögerung beim Aufbruch führte. Sind erst um 8:00 Uhr beim Frühstück gewesen und danach um 9 Uhr losgefahren.
Heute stand Etappe Nr. 2 an, der Ritt durch die Karpaten. In der Regel etwas mühsam. Man macht wenig Meter dank Serpentinen, schlechterer Straßenverhältnisse und nerviger LKWs vor einem, die man nur bedingt überholen kann.
Wir sind also auf zur ungarisch-rumänischen Grenze. Dabei war die Route 49 unser Weg zum Ziel. Bis auf eine leicht unsinnige Umfahrung (danke Navi!) kamen wir wie geplant an. An der Grenze hieß es dann erst einmal warten. Sonderlich interessiert waren die Beamten allerdings nicht an unserem Spendentransporter.
Dann haben wir unsere dritte Vignette gekauft. Im Gegensatz zu Ungarn mit 34€ war die in Rumänien mit 3€ nen Schnäppchen. Der Bulli hält tapfer durch, schlägt sich wacker. Nur die Tanknadel lässt uns immer mal wieder im Stich. Aber wenn‘s nur das ist, dann können wir damit leben.
Ansonsten kämpfen wir uns gerade im Dunkeln durch die Serpentinen in den Karpaten. Nicht so schön. Gott sei Dank liegt kein Schnee. Das Wetter ist trotz Regen ausgesprochen mild. Knapp drei Stunden liegen noch vor uns. Um 21 Uhr dürften wir am Hotel in Radauti sein
20.02. Tag 3
Gestern war es dann doch etwas später als wir um 21:30 Uhr am Hotel ankamen. Das mit dem Schnee muss ich revidieren. Wir wurden dann doch noch von einem ganz „schönen“ Schneegestöber inklusive glatter Fahrbahn überrascht. Und das im finstersten Dunkel der Karpaten. Abends waren wir dann vollkommen platt und leider war die Küche auch schon zu. Wenn‘s dicke kommt, kommt‘s dicke.
Aber jetzt zum heutigen Tag. Um 10 Uhr waren wir im Lager der Johanniter in Siret. Dort werden unsere Spenden erst einmal zwischengelagert. Schön zu sehen, wie viele junge Menschen in ihrer Freizeit Spenden sammeln, um diese dann in der Ukraine an Hilfsbedürftige zu verteilen. Großartiger Einsatz, der unseren Respekt verdient. An dieser Stelle auch einen großen Dank für die Hilfe beim Entladen. Das ist das Stichwort. Nach dem Entladen waren wir dann kurz Futter fassen und direkt im Anschluss weiter zum Kaufland in Radauti, wo wir dann unsere bestellten Waren abholen konnten. Leider musste alles einzeln gescannt werden, womit wir 4 Mitarbeiter beschäftigten. Über Einkaufswagen beförderten wir dann alle Waren ins Auto. Etwas mühsam, aber immer noch um Längen organisierter als unsere ersten Spendenfahrten. Da nicht alles mit einer Fahrt mitging, mussten wir zwei Mal fahren. In der Zwischenzeit bewachte die etwas streng dreinguckende Security-Dame unsere Waren. Da hat sich keiner getraut auch nur ein Päckchen Tee mitgehen zu lassen. Spaß bei Seite: Klasse Team im Kaufland Radauti. Alle begrüßten unser Vorhaben und unterstützen uns tatkräftig.
Um 18:30 Uhr dann wieder im Hotel angekommen. Jetzt heißt es etwas entspannen und dann den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Morgen wollen wir dann sämtliche Apotheken in der näheren Umgebung abfahren und Medikamente nach einer Liste kaufen, die uns Elena hat zukommen lassen.
21.02. Tag 4
Heute haben wir Katalin kennengelernt. Bei unserer Apothekentour hörte er uns deutsch sprechen und war völlig aus dem Häuschen. Er selbst hat 10 Jahre in Friedrichshafen am Bodensee gelebt und gearbeitet. Dort lebt auch seine Schwester mit ihrem Mann. Mittlerweile arbeitet er in der Schweiz. Aktuell ist er in Radauti. Freundlicher Mensch. Er ist sehr begeistert von unserem Engagement. Haben die Nummern ausgetauscht.
22.02. Tag 5
Was ein Tag. Gestartet um 9:00 Uhr, kurz zum LIDL bereits alles eingekauft für die Rückfahrt inklusive eines kleinen Blumengestecks für Elena. Unser Treffen war erst für 10:00 Uhr und dann für 11:00 Uhr vereinbart, weil Elena noch verhindert war.
Wir wollten los zur Grenze - doch dann - ein Anruf von den Johannitern. Die beiden Fahrer aus der Ukraine sein da, doch es fehlen die Transportdokumente. Ich Schussel. Habe ich doch tatsächlich vergessen, den Johannitern die Dokumente zu überreichen. Wir also erneut zum Lager, was Gott sei Dank auf dem Weg zur Grenze lag, um dann festzustellen, dass die Fahrer schon losgefahren waren. Naja, Elena meinte, es sei halb so schlimm. Die werden‘s schon packen. Habe ihr trotzdem Fotos der Dokumente zukommen lassen. Kurzer Spoiler: Sie haben‘s auch gepackt.
Von den Johannitern wurden wir dann noch darauf hingewiesen, dass die ganze Ukraine momentan von Raketenangriffen bedroht sei und sie selber nur in Vororte Chernovtsys fahren würden.
Wir sind weiter zur Grenze. Auto abgestellt und dann zu Fuß rüber. Warum wir denn eine Freundin in Chernovtsy besuchen wollen würden, wenn in der Ukraine doch Krieg herrsche, fragte uns der rumänische Grenzbeamte. Wir erklärten‘s ihm und er ließ uns ziehen.
Auf der anderen Seite wurden wir von Elena, ihrem Mann und ihrem Sohn abgeholt. Wir begrüßten uns herzlich und dann ab nach Chernovtsy. Dort eingetroffen halfen wir direkt beim Entladen unserer Spenden in Elenas Lager, denn die Fahrer mit unseren Spenden waren bereits da. Damit habe ich die Spenden dann wohl zum dritten Mal in der Hand gehabt. Was soll‘s.
Wir verbrachten wichtige Zeit miteinander, tauschten uns aus, sinnierten über den weiteren Verlauf des Krieges und unsere Zusammenarbeit. Neue Wege unserer Kooperation haben sich so abgezeichnet. Zugleich zeigte uns Elena ihre Heimatstadt. Ganz ehrlich: wir spürten wenig von dem mittlerweile ein Jahr andauernden Krieg in der Ukraine. Alle Menschen gingen unverändert ihrem Alltag nach. Wenn man es nicht wüsste, würde man von einem Land im Frieden ausgehen.
Was bleibt: Elena und das, was sie tut ist großartig. Ganz selbstlos unterstützt sie hilfsbedürftige Menschen in der gesamten Ukraine. Via sozialer Medien macht sie diese ausfindig. Deren Bedürftigkeit überprüft sie über die Vorlage derer „White Card“. Diese wird vom ukrainischen Staat für Binnenflüchtlinge und generell Hilfsbedürftige Menschen ausgestellt, die ihr Zuhause durch den Krieg verloren haben.
Elena ist engagiert, aktiv und gut vernetzt. Wir erhoffen und freuen uns auf unsere weitere Zusammenarbeit.
Zum guten Schluss bringen uns Elena und ihr Mann zurück zur Grenze. Es war ein herzlicher, wehmütiger Abschied verbunden mit der Einladung, uns in Deutschland zu besuchen. Wir verabschiedeten uns und gingen erneut über die Grenze. Am letzten Checkpoint begrüßte uns der rumänische Grenzbeamte auf deutsch mit den Worten: „ Nananana, das sind doch Landsmänner“. Sympathischer Typ. Haben uns kurz auf deutsch mit ihm unterhalten und sind dann zu Fuß weitergezogen zu unserem Auto, welches wir am Frontier Hotel abgestellt hatten. Dann 20 Minuten nach Radauti rasen und ab ins Bettchen. Wohl verdient.
Am Ende bleibt: Wir haben großartige Menschen kennengelernt und sind einfach nur überwältigt von unseren Eindrücken. Ende, over and out.
Morgen geht es dann wieder über die Karpaten. Kleiner Höllenritt bis Bratislava, um unsere Spendenfahrt privat ausklingen zu lassen.
Sechste Tour.
Solo für Oppa. Ein zweiter Fahrer war nicht zu finden. Vorweihnachtszeit. Also ist Matthias allein los, Diesmal wieder die Ochsentour über Österreich, Ungarn und dann durch die Karpaten. Es hatten sich doch in Niederwenigern so viele Pakete angesammelt, etwa 80, dass sich die Fahrt einfach gelohnt hat.
Der Kontakt zu Kaufland konnte auch wieder genutzt werden, für knapp 4000 Euro hatten wir Lebensmittel vorbestellt und dann auch abgeholt. Petru, ein freundlicher Wachmann im Supermarkt, hatte Mitleid und half Matthias beim Verladen.
Diesmal kehrten wir auch wieder in Radauti und Siret in die die Apotheken ein. Vor allem Grippemittel für Kinder und Erwachsene waren angefragt worden. Wir haben aber wie bei den Fahrten zuvor darauf geachtet, dass wir nicht die Lager plünderten, sondern dass immer noch genug Medizin für die Einwohner der Orte im Regal vorhanden ist. Bei den Lebensmitteln müssen wir da nicht so aufmerksam sein, da wir uns überwiegend bei großen Ketten (Kaufland, Lidl, Carrefour) bedienen, die schnell für ein Wiederauffüllen sorgen können.
Zwischenlagern konnten wir wieder bei den Johannitern. Vielen Dank nochmals. Auch an die jungen Damen und Herren, die kräftig zupackten, gerade beim Verladen unserer Spenden. Ich bin tief beeindruckt von der Tatkraft der jungen Leute. Die opfern zwei Wochen Urlaub, um hier in einer kalten Lagerhalle den Kran zu spielen, die in die Ukraine fahren, dabei durchaus ein gewisses Risiko auf sich nehmen, um Menschen in Not mit Lebensrettendem zu versorgen. Applaus. Applaus. Der ein Echo hat. „Wir mögen euren Verein auch ziemlich“, erzählt mir ein junger Mann am letzten Tag: „Für uns ist es schön zu erleben, dass es auch ältere Leute gibt, die was tun. Und nicht nur meckern.“ Ich sag ihm noch, dass ich auch gerne mitunter meckere, aber er lacht nur und wir sagen uns nach Männerart durch kräftiges Rückenschlagen adieu.
Fünfte Tour vom 19. bis 26. Oktober.
Eine Neuauflage der vierten Tour.
Wieder mit dem Flugzeug von Dortmund nach Suceava, wieder ein Mietwagen (der kleine Dacia-Dokker, inzwischen repariert), wieder die ersten Einkäufe bei Carrefour und der Apotheke im Einkaufszentrum. Diesmal allerdings ist Ralph der zweite Mann neben Matthias, beide waren früher viele Jahre Nachbarn, kennen sich aber wie Freunde. Ralph hat gerade die Rente durch, ein gelernter EDVler, deshalb übernimmt er sofort freiwillig die Buchführung der Reise.
Kurz vor dem Abflug allerdings gab es noch einen heftigen Schock. Das große Lager in Siret soll in diesen Tagen geschlossen werden. Das ist schlecht, denn dort haben wir auf allen Touren bisher unsere Hilfspakete und Lebensmittel auf Paletten zwischengelagert, bis sie dann auf einem größeren Transporter über die Grenze zum Ziel gebracht wurden. Wir haben keine Lager-Alternative. Siret ist eine sehr kleine Stadt. Was tun? Die Reise absagen? Nix. Ab ins Netz. Ein glücklicher Zufalls-Treffer bringt die Lösung. Die Johanniter operieren auch von Siret aus. Der Kontakt ist schnell hergestellt. Natürlich wollen sie uns helfen. Ehrensache.
Wir haben allerdings auch noch einen Sonderauftrag: Wir füllen 100 Tütchen mit kleinen Geschenken, Süßkram und Schokolade. Die sollen dann in der Adventzeit an die Kinder der Flüchtlingsfamilien verteilt werden. Im Supermarkt sind Ralph und Matthias dann beide wieder acht Jahre alt, streiten mit Fachverstand über die Vorteile von Schoko-Drops und Keksen, Spielzeugautos ober Haarklammern, Malstiften und Flummibällchen. Am Ende finden wir eine gute Mischung. Jedenfalls hoffen wir das.
Die Johanniter sind total nette Leute. Sieben oder acht sind immer vor Ort. Alles Freiwillige, einige ältere Semester wie wir, auch viele junge Leute, 14 Tage bleiben die meisten. Wir reihen uns ein, werden schnell aufgenommen, wir laden auf, wir laden ab, Hand in Hand eben. Der Gabelstapler, bei beiden Ameisen sind kräftige Kollegen. Es fluppt.
Mit zwei Sprintern fahren wir über die Grenze. Wie beliefern eine Klinik und die Universitätsküche mit Lebensmitteln. Und dann biegen wir zu Elena ein und laden drei Paletten mit unseren Gütern ruckzuck in ihre beiden Keller. Wie wollen noch im Hellen zurück, es bleibt kaum Zeit für ein Wort, nicht mal für einen Kaffee im Stehen. Enno, der junge Mann von den Johannitern, der unseren Sprinter fährt, und wir beiden Rentner auf der Bank daneben sind schnell wieder an der Grenze, kurze Warterei, dann sind wir wieder in Rumänien, biegen zum Lager ab. Give me five. Job erledigt. Gut gemacht. Uns ist nach Selbstlob zumute. Und die 100 Tütchen sind auch unterwegs. Wir wissen, dass die Aktion Yula und Sven besonders wichtig war.
Die vierte Tour. Vom 17. bis zum 24. August. Diesmal gehen Manfred und Matthias auf eine Reise, die völlig anders ist als die vorherigen. Ihr Bericht: Von Dortmund aus nehmen wir das Flugzeug nach Suceava, ganz im Norden Rumäniens, nahe den Grenzen zur Ukraine und zu Moldau. Wir fliegen mit Wizz-Air, eine ungarische Billiglinie, die aber nur billig ist, wenn man mit Handgepäck reist. Viel geht in so ein Täschchen nicht rein.
Am Flughafen wollen wir den Mietwagen übernehmen, einen Kastenwagen von Dacia. Im Terminal noch erreicht uns die Mail: „Wagen ist kaputt, Ersatz steht aber bereit.“ Ein Mercedes-Van. Kein Aufpreis, warum also nicht. Schön groß, die Karre. Die Begeisterung sinkt etwas, als sich Matthias ans Steuer setzt. Den zweiten Gang bekommt der Chauffeur nur unter dem Murmeln von Zauberformeln eingelegt, die vielen Reinigungstücher in der Mittelkonsole erklären sich auch schnell. Der Wagen ist richtig angeranzt, das Steuerrad klebt wie Pattex; ein Blick auf den Tacho erklärt vieles. Der Wagen ist 400.000 Kilometer gelaufen. Wenn das mal gut geht. Geht es. Der Wagen hält, er erfüllt alle Wünsche, mitunter gelingt gar die Übung mit dem zweiten Gang.
Das neue Konzept geht auch auf. Wir haben Zeit fürs Einkaufen. Vier komplette Tage An- und Abfahrt (jeweils 2000 km) fallen halt weg. In Suceava steuern wir gleich die großen Einkaufszentren an. In der Apotheke helfen uns die Apothekerinnen mit großer Hingabe. Wir glauben, dass sie unsere Hilfe für die Menschen nördlich der Grenze gutheißen. Menschlichkeit spielt da sicher eine Rolle, aber vielleicht auch die Geschichte. Die Bukovina, das Buchenland, war ja viele Jahrhunderte die Heimat aller dies- und jenseits der Grenze, bis vor 80 Jahren Stalin das Land im Norden zur Sowjetunion und das im Süden zu Rumänien diktierte.
Bei Carrefour kaufen wir ein, bei Decathlon und anderen versuchen wir Schlafsäcke zu bekommen, das gelingt aber kaum, weil die Campingsaison in Rumänien vorüber ist. Weiterfahrt nach Radauti, etwa 40 Kilometer im Westen, nicht weit von Siret, der Grenzstadt. Über einen alten Urlaubskontakt hat Matthias Kontakt zu dem Handelsriesen Kaufland aufgenommen, die örtliche Filialchefin hilft uns sofort. Wir bestellen die in der Ukraine benötigten Lebensmittel per Mail, können einige Tage später den Wagen vollstopfen. Das ist logistisch eine große Entlastung. Im Restaurant National gibt’s es deshalb abends Saures, eingelegte Gurken, grüne Tomaten, Blumenkohl. Dazu eine Radautzer Suppe und je zwei Flaschen Ursus. Das heimische Bier.
Am Tag zuvor waren wir in Czernowitz, die ukrainische Stadt, in der Elena mit ihrer Familie lebt. Wir sind zu Fuß über die Grenze, haben abenteuerliche Stacheldraht-Schleusen durchquert, das ging aber alles sehr fix. Kaum zu glauben, wenn man die kilometerlangen LKW-Schlangen in beide Richtungen sieht. Hinter dem letzten Wachhaus kommt ein Parkplatz, da sammelt uns Elena ein. Wir fahren die etwa 35 km in die Innenstadt, fast über die gesamte Strecke stehen in der Gegenrichtung Lastwagen. Dürfen wir da heute Abend dran vorbei? Eleneas Mann beruhigt uns. Kein Problem.
Elena wohnt in einem mehrstöckigen Mietshaus. Im Keller hat sie ein großes Lager eingerichtet. Ein Raum für Lebensmittel, ein Raum für sanitäre Artikel, dazu Decken, Schlafsäcke etc. In einer Ecke steht ein großes ausgeklapptes Sofa. Hierhin flüchtet sich die Familie bei Bombenalarm. Den gibt’s auch genau in diesem Moment. Die Sirenen der Stadt heulen auf. Jelena schaut auf ihr Handy und die App. Auf einer Karte ist genau zu sehen, welche Regionen akut einen Einschlag befürchten müssen. Wir gehören nicht dazu. Bisher sind in der gesamten Kriegszeit zwei Raketen in Czernowitz eingeschlagen, getötet wurde dabei niemand.
So wirkt die Stadt auch bei einer kurzen Rundfahrt recht normal. An den Schulen allerdings liegen Sandsäcke vor den Kellerfenstern, um die Kinder im Falle eines Falles vor Splittern zu schützen. In der Innenstadt weisen Schilder an den Häusern zu den Bunkern und Schutzräumen. Nicht alle sind zugänglich. Manchmal haben Anwohner ihre als Fluchtort ausgewiesenen Keller wieder niet- und nagelfest gemacht, weil sich Obdachlose dort einquartiert hatten.
Logbuch “Roter Blitz”, Tag 4, 18.06.2022:
Das war grenzwertig heute. Über zwei Stunden hat uns der Übertritt von Rumänien nach Ungarn gekostet. Auch weil es recht busy zuging, vor allen aber, weil die Grenzer so gar keine Lust hatten oder haben durften. Am Ende der Prozedur wurde das sichtbar: der rumänische Beamte greift die Papiere, prüft sie in seinem Kabuff, kommt zurück, “Wagen hinten öffnen”, er guckt, dass wir keine Flüchtlinge schmuggeln oder eine Hanfplantage versteckt haben. Haben wir nicht, er nickt gönnerhaft, der Wagen rollt zwei Meter vor, bis der ungarische Kollege ein verbeultes Stoppschild auf einem Dreifuß vor dieKarre setzt. „Papiere!“ Kabuff. Rückkehr. „Laderaum öffnen.“ Klar, was auf zwei Metern so alles geschehen kann. Mein Blut kocht, nicht nur, weil die Sommersonne uns in der kleinen Fahrerkabine gegrillt hat. Gut durch.
Am Abend dann der positive Ausgleich unserer Tages-Balance. Wir treffen Gabriele, In Frankreich lebende Schweizerin, die gerade einige Wochen in der Ukraine unterwegs war und Möglichkeiten der Hilfe studiert hat. Wir trinken ein Bier und verabreden Austausch und Zusammenarbeit per Internet.
So, jetzt aber wacker nach Hause. Sind ja nur noch 1300 km.
Erhad und Fesal beim Morgenkaffee vor ihren Lastwagen.
Logbuch „Roter Blitz“, Tag 3: Tag des Einkaufs.
Wir haben früh die mitgebrachten Spendenpakete ins Lager gebracht und ausgeladen, dann in Siret bei Lidl und in Radauti im Kaufland zugeschlagen. Insgesamt 15 Einkaufswagen, etwa 4500 Spendeneuro in Hilfe verwandelt: Vor allem Lebensmittel wie Reis, Nudeln und Haferflocken, dazu Konserven/Türme mit Mais, Kichererbsen, was auch immer. Dazu viele DrogerieArtikel, Binden, ein Berg von Windeln für Groß- und auch für wieder Kleinwerdende, Seifen, Kinderzahncreme und auch Sonnenschutz für Die Kurzen.
Die allermeisten Produkte standen auf dem „Können-wir-gut-gebrauchen”-Zettel von Elena. Wir sind zufrieden. Wir fahren morgen gut gestimmt zurück.
Logbuch „Roter Flitzer“, Tag 2:
Tanken in Ungarn. Tanken mit dem Orban-Zoll. Das geht so: Du rollst auf die Tankstelle zu und eine Kamera erfasst dein Nummernschild. Hurra, ein Ausländer, denkt sich’s die Maschine. Ihr schlechtes Gewissen meldet sich: „Aber das ist doch ein EU-Bürger, unsere europäischen Brüder und Schwestern.“ „Scheißegal“, antwortet das Orbanauge und stellt den Literpreis mal kurz um: Von 470 auf 830 Forint. Also von etwas mehr als 1,30 EURO auf 2,10 EURO. Na ja, dann auf Wiedersehen. Tanken wir eben in Rumänien.
Dauert was an der Grenze zu Rumänien. Eine Stunde wohl. Wie früher in Elten.
Logbuch „Transit“, 15.6.2022:
Wir sind wieder unterwegs. Start um 5 Uhr, ein riesiger Mond strahlt in den Morgen, wir haben 750 Kg Lebensmittel und Hygiene- Artikel geladen.
Mein Beifahrer ist Novice. Harald Hammerschmidt aus Essen, wir sind vor 2000 Jahren zusammen zur Schule gegangen und seither befreundet.
Erlebnis des Tages bei Nürnberg. Kleiner Stau, wir in der Mittelspur, rechts die Schlange der Laster aus dem Osten. Braungebrannte Ellbogen im Fenster. Und plötzlich eine Hand mit Geldschein. Wir fahren so 30, will der Mann auf der Autobahn Geld wechseln? Wir setzen uns daneben. Er ruft „Cheffe“, ich „Watt gibbet?“ Er wedelt mit dem 50er. Dann ruft er „Ukrania“. Er zeigt auf unser Donation-Schild hinter der Frontscheibe. Harald steuert näher ran. Drei Versuche, dann erwische ich den Schein mit langen Fingern. Danke, herzlichsten Dank. Er lacht. Ich lächele.
So kann es weitergehen.
...morgen flitzt er wieder los.
Wir sind wieder unterwegs, an die Grenze der Ukraine, um dort neue Sach-Spenden abzugeben und vor Ort von Geld-Spenden einzukaufen. Hier informieren wir über unser Tour:
Ankunft im Ruhrgebiet. Kaputt. Zufrieden
Abfahrt in Tatabanya.
Trotz Ferienende in NRW hält sich der Verkehr auf der ganzen Strecke in Grenzen.
Abfahrt in Suceava.
Das Wetter wird mies. Auf dem Pass hinter Carlibaba liegt noch reichlich Schnee, aber nicht mehr auf der Fahrbahn. Wir rollen. An der Grenze dauert es etwas, aber um 19 Uhr sind wir im Hotel Arpad in Tatabanya.
Ankunft im Hotel. Alles erledigt. Morgen geht es nach Hause.
Schnell noch eine letzte Fahrt ins Lager, ausladen, um 17 Uhr machen die dort heute dicht. Karfreitag in der orthodoxen Kirche.
Abfahrt von Suceava nach Siret, im Länderdreieck Rumänien, Moldau und Ukraine.
Im Lager laden wir unsere Kartons (über 1,5 Tonnen) gleich in einen anderen Laster. Um, der sofort ablegt Richtung Grenze. Am Abend schon sollen die Hilfspakete bei den Leuten sein.
Wir Vier gehen jetzt shoppen. Immer wieder und wirklich im großen Stil, im Supermarkt von Siret. Wir kaufen vor allem Reis, Nudeln, Milch,Fleisch- und Fischkoserven, aber auch Nüsse, Müsli, Süßes für die Kinder. Außerdem Windeln, Binden, Unterwäsche, Erste-Hilfe-Kästen, jede Menge Babynahrung und auch einen Sack Hundefutter. 16 Einkaufswagen der größeren Art haben wir bis hoch über den Rand gefüllt. Drei Mal sind wir gefahren mit den Autos, etwa 7000 Euro Spendengelder haben wir für „Überlebensmittel“ ausgegeben.
Ankunft im Hotel, knapp 2000 km sind wir an den beiden Tagen gefahren.
Der Frühling hat das Land im Griff. Überall blüht es, die Dörfer sind im Gegensatz zu unserer Fahrt im März voller Leben. Fast könnte man den Krieg im Nachbarland vergessen. Ein ganzes Stück im Norden fahren wir aber auch am Grenzfluss vorbei, immer mehr Autos haben das Kennzeichen UA. Menschen auf der Flucht, häufiger Ukrainer, die für die Versorgung der Landsleute auf Achse sind.
Grenzübertritt. Halbe Stunde Warten. Dann wieder Vignette kaufen. Ab jetzt Landstraße. Los geht’s.
Kurz vor der Grenze. Tanken. Etwas kompliziert. Wir dürfen nur 50 Liter tanken, weil einer nur 1.35 Euro kostet. Orbans Wahl-Versprechen. Wir müssen also zwei Tankstellen nacheinander anfahren.
Abfahrt. Vor dem Motel warten gleich mehrere Messerverkäufer, warum auch immer. Wir kaufen kein Messerset für 20 Euro. Gruppenfoto.
Wir kennen den angeschmuddelten aber noch ganz günstigen Rasthof von der letzten Tour. Es gibt Gulasch. Die Zimmer sind recht ruhig. Gute Nacht.
Wir fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn. Überwiegend schweigend an Budapest vorbei.
Grenze zu Ungarn. Neue Vignette.
Fahrerwechsel. Zeit zum Tanken.
Wir haben beim ADAC gegoogelt. Diesel ist in Österreich günstiger. Wohlan. Erste Autobahntankstelle. 2.09 Euro der Liter. Wie bitte.? Wir fahren runter. Aha. 1.99 Euro. Immerhin. Wir wollen gerade an die Säule, da schießt ein PKW vorbei, drangt uns fast ab. Fenster runter. Der Fahrer lacht: “Ich hab euer Schild im Rückfenster gesehen. Ihr fahrt Hilfsgüter, da könnt ihr jeden Euro gebrauchen. Ich weiß eine bessere Tankstelle.” Er fährt vor. Schon um fünf Ecken geht’s. Wir werden misstrauisch. Was soll das? Dann die letzte Ecke. Diesel 1,78 Euro. Das rechnet sich. Guter Mann. Danke.
Grenze nach Österreich. Alles gut.
Kurz vor Regensburg: Wir überholen einen Konvoi mit fünf Panzern auf zivilen Transportern. Wer ist das ? Wo fahren die hin?
Et läuft. Nürnberg. Wir lesen im Netz, dass humanitäre Organisationen in Österreich von der Maut befreit sind. Yippieh. Wir lesen dann weiter, dass man das Tage vorher beantragen muss. Toll. Verdammt. Nächstes Mal.
Fahrerwechsel. Alle vier Stunden haben wir als losen Plan. Mal sehen.
Treffen am Rasthof Ohlingser Heide an der A3 bei Solingen. Sven und Manfred fahren den weißen, Pia und Matthias den roten Transit.
Start der Fahrt an die ukrainische Grenze.
Die erste Fahrt in Bildern:
Kistenpacken, Hinfahrt, Übergabe der Kisten, Einkauf, Beusch der Grenze, die Spenden am Ziel
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